Film: „Der Imker“

Filmszene aus Der Imker - die unglaubliche Geschichte des Ibrahim Gezer

Der Imker – die unglaubliche Geschichte des Ibrahim Gezer

Schweiz 2013

Regie und Drehbuch: Mano Khalil
Mitwirkende: Ibraham Gezer, Anita Wyrsch-Gwerder, Max Wyrsch, Barbara Bienz u.a.
Kamera: Mano Khalil, Steff Bossert
Schnitt: Thomas Bachmann
Musik: Mario Batkovic
Produzent: Mano Khalil
Verleih: BraveHearts
Dauer und Format: 112 Min., Farbe
Preise: Prix de Soleure 2013, Solothurn; Best Dokumentarfilm Dok. 2013, München; Best Dokumentarfilm 2013, Duhok – Irakisch Kurdistan – ; u.a. Awards 2014 Schweizer Filmpreis, Cinema for Peace
Sprache: OmU Deutsch, Kurdisch

Der Dokumentarfilmer Mano Khalil zeichnet die Lebensgeschichte des kurdischen Imkers Ibrahim Gezer nach. Honig war in seiner Kindheit eine Seltenheit, dennoch war er von dessen Herstellung und den Bienen schon immer fasziniert und bat seinen Großvater, ihm Bienen zu kaufen. In der Folge lernte er alles über sie und die Honigherstellung. Diesen Weg verfolgte er konsequent weiter. Mit seinem Bienenvolk hatte er später eine gute Grundlage, um seiner Familie ein gutes Auskommen zu sichern. Doch dann veränderte der türkisch-kurdische Krieg alles. Ibrahim wurde von seiner Familie getrennt und weiß bis heute nicht so recht, wo vor allem seine Kinder leben. Seine Imkerei wurde von türkischen Soldaten zerstört und am Ende musste Gezer gar flüchten. Er fand in der Schweiz eine neue Heimat und versuchte auch dort seiner Leidenschaft für Bienen und die Honiggewinnung nachzugehen.

Laudatio Prix de Soleure 2013
„Unter Humanismus versteht man eine Weltanschauung, die sich an den Interessen, den Werten und der Würde des einzelnen, individuellen Menschen orientiert“, so steht es im Reglement für die Vergabe des «Prix de Soleure». Die Jury freut sich, einen Film prämieren zu können, auf den diese Definition mehr als trefflich anwendbar ist.

Der Film zeichnet sich aus durch eine enorme Positivität, durch einen alles durchdringenden Optimismus und den unerschütterlichen Glauben in den Menschen – was umso bemerkenswerter ist, als dass es sich beim Schicksal des Protagonisten um eines handelt, in dem die Opfer- und Täterrollen durchaus deutlich auszumachen sind. Doch nie wird beschuldigt, nie gehasst, Ressentiments finden keinen Platz in diesem Film. Der liebevolle Blick auf den Menschen ist hier Thema, aber gleichzeitig auch erzählerische Haltung.

Mit nur einem Protagonisten gelingt es dem Regisseur, eine multidimensionale Struktur zu erschaffen, anhand derer die Themen eines Menschenlebens erforscht werden – Familie, Freundschaft, Heimat, Arbeit, Sehnsucht, Leidenschaft – ohne dabei jemals ins Pathetische oder Allzu-Intime abzurutschen. Die Hauptfigur strahlt eine eigentümliche Poesie aus, der man sich kaum entziehen kann; es ist das Portrait eines Menschen, der mit seiner Art, mit dem Leben umzugehen – irgendwo zwischen Demut und Ironie – eine prägnante und gleichzeitig berührende Botschaft übermittelt….“ (Die Jury: Stéphanie Chuat, Dick Marty, Michèle Roten)

Laudatio Dok.fest München 2013
Ibrahim ist ein wirklicher Kinoheld. Mit stoischer Beharrlichkeit und hinreißender Freundlichkeit führt der kurdische Emigrant seinen Kampf um ein würdevolles Leben. Aus politischen Gründen wurde er gezwungen, weit weg von seinen Wurzeln, seiner Kultur und mit großen existenziellen Verlusten ein neues Leben zu beginnen – der Stoff für eine überwältigende filmische Erzählung. Der Regisseur Mano Khalil hat die richtige Form, die richtigen Bilder und den richtigen Protagonisten gefunden, für dessen Tragödie es vielleicht einen Ausweg gibt. Denn Ibrahim ist Imker – auf seiner Flucht durch die türkischen Berge wurde das eine hilfreiche Tarnung. Nachdem er in die Schweiz auswandern musste,  wird er dort zu Hilfsarbeiten verpflichtet. Nun gilt es zu beweisen, dass er pensionsberechtigt ist. Der geopolitische Zufall, dass Ibrahim in der Schweiz lebt, ist für die filmische Form ein Glücksfall. Ein optimales Land für topografische Spiegelungen mit der Türkei und die Verbindung der extremsten kulturellen Widersprüche. Der Regisseur Mano Khalil verliert niemals die hohe emotionale Kompetenz seines Helden aus den Augen. Im Gegenteil: Sie wird zum zentralen Motiv eines höchst humanitären und humanistischen Dokumentarfilms, in dem wir nebenbei erfahren, dass Bienen nicht nur Honig, sondern auch Inspiration spenden können.

“Überall, wo ich hinging, nahm ich zur Tarnung Bienenvölker mit… “Der kurdische Imker Ibrahim musste nach dem Tod seiner politisch aktiven Tochter vor der Folter des türkischen Militärs fliehen. Sieben Jahre lang versteckte er sich in den Bergen, bis ihm die Flucht in die Schweiz gelang. Dort pflegt er nun liebevoll seine Bienen und neugewonnenen Freundschaften. Als ihn die Behörden in einem Programm zur “Wiedereingliederung Behinderter” zu Fließbandarbeit verpflichten, wird es absurd. Schlau und geduldig findet Ibrahim einen Ausweg… Ein herzerwärmender Film über die zerstörerische Macht politischer wie bürokratischer Systeme und die unglaubliche Fähigkeit Ibrahims, dem Schmerz mit Versöhnlichkeit und Weisheit zu begegnen.

MANO KHALIL – Syrien 1964. Studiert ab 1987 Regie in Bratislava und arbeitet dort für das Fernsehen. 1996 kommt er als kurdischer Flüchtling in die Schweiz. 2010 gelingt ihm mit seinem preisgekrönten Dokumentarfilm “Unser Garten Eden” der Durchbruch als Dokumentarfilmer.

Zusammengestellt: Dörthe Rothenhäusler
Quellen: derimker.ch; filmstarts.de

Beitrag übernommen von:
http://www.guckloch-kino.de/programm/april_2014.html

 

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